Was, bitte, liegt auf Ihrem Nachttisch?

 

 

Seit 2004 veröffentlichte der Nachttischbuch-Verlag -  ohne viel Geld, aber mit guter Laune und viel Mut - über 33 Buch-Titel (als Soft- oder Hard-Cover oder als e-Books, im In- und Ausland).

 

Lohnte das? Auf jeden Fall.

 

Nur finanziell nicht. Aber es entstanden Sach-Bücher, Gedichtbände, Romane und bearbeitete Neu-Auflagen, die als Projekte bei anderen Verlagen vermutlich nicht auf genügend pekuniäre Zuneigung gestoßen wären.

 

Im März 2021 starb die Verlags-Mitgründerin Antje Hadler. Sie war der gute Geist des Hauses.

 

Zwei Jahre später, im selben Monat, starb der Pop-Poet Christoph Heemann. Fünf Gedichtbände konnte er (als "Paul Heinrich") im Nachttischbuch-Verlag veröffentlichen. Weitere hatte er geplant.

 

Im November 2024 wurde der Verlags-Mitgründer und Lektor Rainer Jogschies schon Siebzig, hoppla.

 

Durch diese Lebensumstände - und leider eben auch aus den angedeuteten finanziellen Gründen - war ein grundsätzliches Überdenken der bisherigen Verlags-Linie für 2025 und die Zukunft notwendig.

 

 

Fünf wundervolle Autoren gingen - teils schweren Herzens und nach zwanzig Jahren - von Bord:

  • Die Malerin und herrliche Erzählerin Ina Bruchlos,
  • der Schauspieler, Regisseur und humorvolle Reimer Michael Hasenfuß,
  • der doppelbödige Krimi-Autor Klaus Paffrath,
  • der Musiker und mittlerweile "Ukelele-Papst" Roland Prakken,
  • sowie der versonnene, scharfzüngige Aphoristiker C. F. Schiermeyer.

 

Wir bedauern sehr, dass wir den - vor Jahrzehnten mit Erstveröffentlichungen und überfälligen Reprints begonnenen - gemeinsamen Weg nicht fortsetzen konnten.

 

Doch diese fünf Autorinnen und Autoren begleiten uns in der Erinnerung und durch ihre Werke weiterhin:

 

 

Zehn Bücher sind ab 2024 - nach wie vor - noch im Buchhandel erhältlich. Zumal wir durch diese Einschränkung zunächst enorme Kosten senken konnten - leider ohne einige tolle Nachttischbuch-Titel, die aber weder online noch in "Book-Stores" seit langem nicht mehr Leser fanden. Oder schlicht durch Aufgabe von eher seltenen Verkäufen in Australien, der Schweiz und Großbritannien. Oder für kaum genutzte e-Books-Ausgaben.

 

Diese Texte sind allerdings in Antiquariaten oder in Staatsbibliotheken (z.B. in Hamburg, Frankfurt und Leipzig) durchaus noch für Sie verfügbar.

 

 

Da aber die Gedichte von Christoph Heemann und der Roman Salzflut von Nikola Anne Mehlhorn auf den Nachttischbuch-Webseiten teils zehntausende Male "aufgerufen" wurden, sind deren kostbare Arbeiten nunmehr als kostenfreie PDF für weitere Zehntausende zu entdecken.

 

Wir freuen uns sehr, dass uns dieser Lesegenuss nicht verloren ging.

 

 

Der Pop-Poet starb am 11. März 2023, Copyright: Nachttischbuch-Verlag, Berlin (no usage without written permission/contact: info@nachttischbuch.de)

Christoph Heemann

Wir denken an Christoph Heemann

Der Poet starb am 11. März 2023


Christoph Heemann schrieb, wenn ihm Worte abhanden zu kommen drohten. Dann hörte er nicht mehr auf die Versprechungen und Hoffnungen anderer.


Ihm war dichterische Tradition nicht egal. Aber Rhythmus,Versmaße und Betonung waren für ihn so wesentlich wie in einem guten, konzentrierten Popsong, der "die Welt" in den Alltag verdreht - und nicht umgekehrt. So wie bei seiner Lieblingsband Interzone, deren Sänger Heiner Pudelko viel "zu früh" starb.


Was half einem Autor ein "Kaspar Hauser"? Welcher Platz war ihm von denen zugedacht, die ihn nicht kannten oder ertrugen oder gar töteten? War das ein Stoff für einen "heutigen" Poeten?


Das war indes eines der Leitmotive, die "Paul Heinrich", so sein Dichtername, variierte. Ob Liebe und Leidenschaft, ob Suff oder Sehnsucht, ob Versprechen oder Verrat - der Pop-Poet Christoph Heemann stürzte sich geradezu in seine Zeilen.

 

Sein Schreiben fehlt uns. Tschüß, Christoph!

 

 

Der Nachttischbuch-Verlag veröffentlichte den sechsten Band des renommierten Autos Christoph Buggert

32. Juli

Die Rede von der "Realität"

Kann ein Sommernachtstraum wahr werden?

 

Der Autor Christoph Buggert setzt in seinem unverkennbaren, schwarz-humorigen Stil seine Trilogie Die Abschaffung des Unglücks fort: mit dem im doppelten Sinne phantastischen Roman Die Nacht auf den 32. Juli.

 

Da gibt es in "Apfeldorf" einen enthusiastischen und liebestollen Landarzt, der so seltsame Krankheiten wie "das flüssige Herz" und "das seufzende Knie" diagnostiziert. Da führt ein gigantischer Autobahnstau zum Umstieg der Beteiligten ins "ozeanische Glück". Da fühlt ein junger Mann sich zum "Umweltchristus" berufen und nimmt den gesamten Dreck der Welt auf sich, nämlich in sein ehemaliges Jugendzimmer im dörflichen Pfarrhaus.

 

Erst in Buggerts phantasievollen Erzählungen rund um einen Sommernachtstraum wird die Absurdität der derzeitigen deutschen "Realität" ohne Alternative für Deutschland spürbar.

 

 

 

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Erinnerung an Antje Hadler


Sie gab 2004 den entscheidenden Impuls zur Gründung des Nachttischbuch-Verlags – und, großherzig wie immer, auch noch das notwendige Startkapital für ein Büro in Berlin und digitale Technik.

 

Antje Hadler war zwar bedacht in all ihren Entscheidungen, dann aber leidenschaftlich in der Umsetzung. Sie las abends sorgsam eingesandte Manuskripte, lektorierte und steuerte hier und da Illustrationen bei oder, wenn es sein musste, das gesamte Layout eines Buches oder einer Webseite. Denn seit den Achtzigerjahren hatte die Tochter eines Graphikers nebenberuflich für Rowohlt, Eichborn und Zeitungsverlage Cartoons gezeichnet.


Ihr Beruf als Diplom-Psychologin, zunächst in einer Klinik und einer psycho-therapeutischen Arztpraxis, und später als promovierte Volks- und Betriebwirtin in der Forschung und Lehre an der Bundeswehruniversität Hamburg, war ihr jedoch stets wichtiger.


1995 wechselte sie als Professorin für Organisationspsychologie an die Hochschule des Bundes nach Berlin. Mit der schmuddeligen Stadt, ihren großmäuligen Bewohner und den Kolleg*innen wurde die herzliche Hamburgerin nie richtig warm.

 

Antje Hadler starb am 22. März 2021 in einem evangelischen Hospiz, obwohl am Vortag noch eine weitere Chemo-Therapie vorbereitet worden war - nachdem eine katholische Palliativstation ihr leidendes Leben wochenlang zu einer Hölle gemacht hatte.

 

Antje Hadler, die sich vor Beerdigungsritualen stets wie vor anderer Reglementierungswut gefürchtet hatte, wurde erst am 7. April 2021 beerdigt - weil die Berliner Verwaltung "wegen Corona" auf manchen Friedhöfen nur an einem Vormittag pro Woche Bestattungen gestattet - dies wurde beibehalten...

 

Im Nachttischbuch-Verlag erschien der Essay von Rainer Jogschies zur "Musiker-Initiativen-Bewegung der Siebzigerjahre (Reihe "Kleine Krautologie", Bd. 1, Nachttischbuch-Verlag)

Waren wir Gegen-Kultur?

"Sympathy for the Devil" vor fünfzig Jahren

Kult und Quatsch einer Fernseh-Serie...

 

Waren die Siebziger wirklich das Jahrzehnt der "Gegen-Kultur"? Einer ihrer Protagonisten, der spätere Pop-Journalist Rainer Jogschies, erinnert sich an die Umstände, unter denen dies unzutreffende Image geprägt wurde.

 

Da war so Manches ohne jedes Taktgefühl bereits "abgerockt". Eine ebenso komisch-tragische, wie persönlich-politische Bilanz der besonderen deutschen "Sub-Kultur".


Ab Beginn der Siebzigerjahre erlebte der damals sechzehnjährige Rainer Jogschies das Entstehen einer "deutschen Popkultur" aus erster Hand: Er gründete mehrere Bands und später eine "Musikerinitiative". Der Norddeutsche Rundfunk berichtete über ihn in der damals beliebten Sendereihe Sympathy for the Devil.

 

Doch was geschah damals wirklich? Wogegen war die "Gegen-Kultur"?

 

Der Essayband Einige Erinnerungen an eine vergangene Zukunft, Harburg, Joachim und Horst illustriert mit vielen sehr persönlichen Erinnerungen eines Musiker-Initiativen-Protagonisten zugleich die tiefen Konflikte der "deutschen" Pop-Musik-Geschichte mit der unbewältigten Geschichte der Bundesrepublik.

 

Der Pop-Philosoph und Germanistik-Professor Dr. Thomas Hecken wünschte dem Autor viel Leser: "Sein Erinnerungsbuch handelt davon, dass ihm die "progressive" Popmusik, für die er sich Ende der 1960er Jahre und in den 1970er Jahren begeistert hatte, im Laufe der Jahrzehnte verloren geht. (…) Er macht dafür viele Gründe aus, die politischer und ökonomischer Natur sind."

 

 

Im Nachttischbuch-Verlag erschien der Essay von Rainer Jogschies zur Vewrabschiedung des Bundesverteidungsminister zu Guttenberg am 11. März 2011 (Reihe "Kleine Krautologie", Bd. 2, Nachttischbuch-Verlag)

Guttenberg goes Purple

Guttenbergs Abschied als Bundesverteidigungsminister 2011

Ein Plagiator klaut beim Pop...

 

Was geschah eigentlich am 11. März 2011? Der Verteidigungsminister zu Guttenberg verabschiedete sich von seinem Amt mit einem Zapfenstreich und harter Rockmusik, samt einem Deep Purple-Song: "Smoke on the Water".

Wieso bloß? Die großen Zeitungen der Republik waren voll der Deutungen: Es war wohl seine Jugend - er ließ es eben "noch mal krachen"!

 

Aber "gekracht" hatte es an diesem Tag vor allem in Fukusihma. Von dieser Welt-Katastrophe war vergleichsweise weniger zu hören.


Rainer Jogschies war viele Jahre Pop-Journalist und leitete fünf "Dekadentagungen" zur "Gegen-Kultur". Seine amüsante Abrechnung mit einem Amtsträger, der sogar noch Pop-Musik falsch zitiert, spiegelt über den Anlass hinaus das Unvermögen bundesrepublikanischer Politiker, mit Pop-Kultur und deren Integrität umzugehen. Die dreisten Vereinnahmungen häufen sich inzwischen, erzeugen aber wenig Verständnis. Sie vertiefen die jahrzehntealte Spaltung zwischen "Jugend" und einer "Parteipolitik"-Blase.

 

Der Essayband zum "Zapfenstreich" des Bundesverteidigungsministers am 11. März 2011 sowie anderen Vereinnahmungen der "Pop-Geschichte" umreisst mit vielen Details und Perspektiven die Notwendigkeit einer Debatte um die "politische" und die "Pop-Kultur" in der Bundesrepublik.

 

 

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Im Bett ...

Ein Hinweis von Kurt Tucholsky

"Im Bett soll man nur leichte und unterhaltsame Lektüre zu sich nehmen sowie spannende und beruhigende, ferner ganz schwere, wissenschaftliche und frivole sowie mittelschwere und jede sonstige, andere Arten aber nicht."
 
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