Antje Hadler

Die stille Muse


Wenn sie selber schrieb, dann rang sie mit ihren Texten. Nicht weil ihr die Worte fehlten oder sie nicht sicher war, ob das Geschriebene das bereits hier und da Gesagte überdauern würde. Es war ihre Sorgfalt, die andere manchmal nervte - aber sie sicherer machte in dem, was sie tat.

 

Dabei hat sie stets ihren Humor bewahrt. Viele Freunde und Bekannte erkannten selbst in großen Räumen ohne Sicht, dass sie da war, weil ihr Sopran-Lachen angenehm im Stimmengesummse hallte.

 

 

 

Nachttischbuch-Autorin und Verlegerin Antje Hadler, Foto: privat

Antje Hadler, in der Verlagsküche, 2004

Was sie nie für möglich hielt ...

 

Antje Hadler hatte während ihres klassischen Psychologie-Studiums in Hamburg vieles kennengelernt, was die Tochter aus kleinbürgerlichen Haus nicht für möglich gehalten hätte. Doch sie lernte rasch von Reinhard und Anne-Marie Tausch, von Inghard Langer und Friedemann Schulz von Thun das Unmögliche zu denken - später auch bei ihren ergänzenden Studiensemestern in Italien, das eine "Psychiatrie-Reform" radikal startete, wo in Deutschland seelische Krankheiten noch als Verschluss-Sachen oder Anlass für Chemie-Keulen und Elektroschocks behandelt wurden.

 

Als C3-Professorin für Organisationspsychologie an der Hochschule des Bundes scheiterte sie ab 1995 in 25 quälend langen Jahren dann an der - in Deutschland mühelos akzeptierten - völligen Inkompetenz, die brutale Ignoranz als  "Verwaltungshandeln" einstaubte. Weiteres zu ihrem Lebensweg erfahren Sie auf der offiziellen Website.

 

Sie veröffentlichte mit Kolleginnen aus anderen Hochschulen zwar jahrelang noch zur offenbaren Diskriminierung von Frauen  - aber in der chauvinistischen Blase ihres Umfeldes voller Bürohengste verpuffte alles, was nicht dem  neo-liberalen, also keinem Weltbild oder keiner Weitsicht entsprach, sondern fachlich offensichtlicher Dummheit.

 

Deshalb half sie 2004 mit, den Nachttischbuch-Verlag zu gründen, mit all ihrem Wissen, ihrer internationalen Erfahrung und auch - nicht zuletzt - mit ihrem Ersparten

Näheres hier....

 

Ihre Idee war - neben vielen wundervollen Geschichten, die sie nur für sich aufschrieb und mit wundervollen Illustrationen vorformte - eines Tages vielleicht so viel Geld damit zu verdienen, dass Frauen ungeschönt und ohne Verwertungszwang von sich und ihrem deprimierenden Berufserfahrungen oder alternativen Lebensmodellen berichten könnten.

 

Dazu hatte sie sich mit eigenen Mitteln in ihrem Büro eine große Bibliothek zur raschen unbürokratischen Nutzung aufgebaut. Nach ihrem Tod katologisierte die Hochschule des Bundes sie nicht. Sie  wollte sie nicht mal geschenkt haben, sondern lieber "fachgerecht entsorgen".

 

Wenn es nicht so traurig und sie nicht tot wäre, würde sie vielleicht sogar lachen über diejenigen, die noch früher als sie, nämlich untätig "im Dienst" an ihren Schreibtischen, starben.

 

Ihr Bedauern hielte sich allerdings vermutlich in Grenzen.

 

Aber es würde diesen amtlichen Verweigerern auch mehr zeigen als es denjenigen lieb wäre, die die bundesdeutschen Sozialsysteme und damit den demokratischen Bestandkern der Gesellschaft als parlamentarisch oder politisch Verantwortliche komplett auf- und abgaben an windige Provinz-Profiteure der profitablen "Privat-Vorsorge".

 

 

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