2023/09/29
Die Zurückgezogenheit des UnruhestandesDie eigene Poetologie des AutorsZwar hat Christoph Buggert den Brotberuf längst hinter sich. Doch von „Ruhestand“ kann keine Rede sein. Immer noch ist er ehrenamtlich in kulturellen Gremien und Stiftungen aktiv – und er schreibt nach wie vor Hörspiele für verschiedene Sender: Sein Hörspiel Domino, eine Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks, wurde 2012 erstmals gesendet und ist seither in nahezu allen deutschen Sendern und im Schweizer Radio gelaufen. Am 18. September 2014 sendete der Südwestrundfunk Vier Versuche über die Zeit in der Urfassung. 2015 folgten weitere Hörspiele im Bayerischen Rundfunk, Das Recht ist ein Vogel in der Luft, und im SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) sowie im Südwestrundfunk, Die ganze Wahrheit über meinen Vater, (mit Motiven aus dem Buch der Martern, das ursprünglich als literarisches Pendant zum "Pfarrhaus" vorgesehen war). Christoph Buggert plant und arbeitet ebenso an weiteren Romanen und Veröffentlichungen. Denn beispielsweise Das Buch der Entzückungen, so 1988 der Untertitel von Das Pfarrhaus, sah auch Das Buch der Martern vor – gemäß einem Ausspruch von Edgar Allan Poe: „Die Martern, die sind, haben ihren Ursprung in den Entzückungen, die hätten sein können“. Buggerts poetologisches Konzept wirkt auch auf sein Leben nach der Arbeitswelt. In Im vierten Zimmer der Zeit stemmen sich die Bewohner gegen die Kräfte des Universums, um in ihrem „Sommernachtstraum“ den 32. Juli zu begehen. Buggert nutzt die berufliche Freiheit, um Welten zu schaffen. Dafür hat er eine Anregung bei dem positivistischen Philosophen Karl R. Popper gefunden: „Alle physischen Systeme, einschließlich der Uhren, sind in Wirklichkeit Wolken.“
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IM VIERTEN ZIMMER DER ZEIT - ein phantastischer Roman. VERUNSICHERUNG - ein verunsichernder Roman. DEUTSCHKRANK - ein heilsamer Roman. KOPFSTEIN - ein pflasterharter Roman. OLEANDERPLATZ - eine raue Expedition durch Suburbia. DIE NACHT AUF DEN 32. JULI - ein Sommernachtstraum
Denn ein Roman erzählt manchmal, wenn es gut geht, viel mehr als bloß eine oder mehrere verknüpfte Schicksale. Er spiegelt auch wider, wie es in dem Land zugeht, in dem er gelesen wird.
Was, wenn Menschen endlich das täten, was sie lieben - und am 32. Juli der Sommernachtstraum in Erfüllung geht?Alles begann in Apfeldorf ...
Da bekommt ein Pfarrerssohn noch im Mutterbauch auf dem Gynäkologenstuhl vom Hausarzt den Kanon bildungsbürgerlicher Kultur von Schallplatte vorgespielt und kriegt historisch bedeutsame Bauwerke aus Bildbänden vorgehalten. Wie er uns dann als Heranwachsender respektlos und voller Liebe für die Menschen in Apfeldorf von ihren kleinen Sorgen und Nöten erzählt, eben alles, was sein (und wohl auch unser Leben) ausmacht, ist weit faszinierender als heutiges animiertes Kino.
Christoph Buggert füllt eine Leinwand voll mit Poesie und mit Bildern aus Sprache, die kein Riesenrechner digital je erzeugen könnte, sondern lediglich das bisschen Gehirn und der letzte Verstand, den wir haben.
Was, wenn Menschen tun, was sie wollen oder fürchten...Alles endet in Apfeldorf ...
Der Roman Die Nacht auf den 32. Juli erzählt sowohl beschauliche als auch befremdliche Geschichten aus "Apfeldorf", einer schrulligen Gemeinde irgendwo mitten im und doch weit abseits vom Apple-Universum.
Wer diesen phantastischen Ort eines unschuldigen und doch wörtlich verrückten "Apfeldorfs" besucht, entdeckt die vergessenen Gewürzfelder im Hinterkopf. Wer ihn wieder verlässt, weiß mehr über die Entzückungen, nach denen wir uns sehnen. Und mehr über die Martern, die wir fürchten.
Christoph Buggert wurde gerade mal Sechsundachtzig! Alles Gute!Wir gratulieren herzlich- und wünschen uns mehr Romane...
Die Bücher werden dann eigens und umgehend für Sie gedruckt.
Ein Ausnahmeautor, der die Kunst der Bescheidenheit beherrschtImmer wieder schrieb Christoph Buggert eigene Texte, lange vor und lange nach seinem viel beachteten „Erstling“, den Roman "Das Pfarrhaus". So wurde beispielsweise sein Stück Vor dem Ersticken ein Schrei mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden 1978 ausgezeichnet; 1983 erhielt er den Drama Award der British Theatre Association, 1991 den Morishige Award der Television and Radio Writer’s Association of Japan. 1990 wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt eingeladen. Zuletzt wurde sein Hörspiel Domino von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Juni 2012 gewählt. Neben rund zwanzig Hörspielen veröffentlichte er drei Romane: Das Pfarrhaus (1988), Lange Reise (2002) und Deutschlandbesuch (2006), sowie Essays zur Radiotheorie. Christoph Buggert ist sich trotz so vieler Ehrungen in seiner Bescheidenheit treu geblieben. Dies ist weniger eine allgemeine Frage der Tugend, sondern seines Könnens: Er schreibt uneitel und akkurat, zugleich voller Feinsinn und mit aller Wucht. Rezensenten macht so etwas sprachlos. Ihnen kamen bei Besprechungen zu seiner Arbeit sogleich andere Autorennamen kategorisierend in den Sinn statt seinen eigenen Stil präzise zu beschreiben und zu würdigen: Neo-Kempowski, anderer Grass, neuer Calvino, ein Lenz, fast Rosendorfer oder Cabrera Infante - er sei „ohne Vorbild in der deutsch-sprachigen Gegenwartsliteratur“ (siehe dazu die links angefügte PDF mit Pressestimmen zu dem Roman Das Pfarrhaus, der nun in einer Neufassung als Im vierten Zimmer der Zeit erschienen ist).
„Einsteins Zunge“ von Christoph Buggert wurde HÖRSPIEL DES JAHRES 2020
Eine unabhängige Jury unter Leitung von Doris Dörrie und Maryam Zaree hat Christoph Buggert für sein Hörspiel Einsteins Zunge. Aus dem Nachlass meines Bruders (Produktion Saarländischer Rundfunk/Mitteldeutscher Rundfunk) den Deutschen Hörspielpreis 2020 zuerkannt.
Der Preis wird einmal jährlich anlässlich der ARD-Hörspieltage vergeben. Dieses Festival der akustischen Kunst, das normalerweise in der ersten Novemberhälfte im Zentrum für Kunst und Medien/Karlsruhe stattfindet, lief in diesem Jahr ausschließlich digital ab. Alle Rundfunksender des deutschsprachigen Raums, einschließlich Deutschlandfunk, Österreichischer Rundfunk, Schweizer Radio und Fernsehen schickten die nach ihrer Meinung beste Jahresproduktion ins Rennen.
Katharina Bihler und Stefan Scheib vom Liquid Pengiun Ensemble, die Regie führten und Musik beisteuerten, bedankten sich bei Wolf-Dietrich Sprenger, Dietrich Hollinderbäumer, Kasimir Brause, Lena Stolze und Peter Jordan, die mit ihren Stimmen das geschriebene Worte zum gesprochenen Leben erwecken, leicht und eindringlich zugleich.
Im Vorjahr war Christoph Buggerts Hörspiel Ein Nachmittag im Museum der unvergessenen Geräusche von der ARD zum Grand Prix der europäischen Rundfunkanstalten nominiert worden, ebenfalls eine gemeinsame Arbeit mit dem Liquid Pengiun Ensemble.
Im Nachttischbuch-Verlag veröffentlichte Christoph Buggert zuletzt seine Trilogie Die Abschaffung des Unglücks.
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