2024/10/12
Autor: Paul Heinrich
tellerrandwärts |
tellerrandwärtsAktuelle Gedichte - über Lampedusa und das Loch im Dach überm Kühlschrank
Zwischen allen Welten und Wellen?Vom Ende der Kontinente und dem Beginn der KontingentePaul Heinrich erzählt in seinem zweiten Gedichtband tellerrandwärts von einem merkwürdigen "Schwimmen ohne Wellen". Dies ist eines seiner vielen Sinnbilder, die zunächst verstören, dann beschwören. Eines, das "irgendwie" vertraut klingt und doch so fremd ist. War das so in den Nachrichten zu sehen? Stand das in der Bibel? Konnte man das mal selber? Paul Heinrichs kraftvolle Poesie schwimmt nicht auf "irgendwelchen" Wellen und auch nicht gegen sie an - sie streicht über sie hinweg. Sie ist zugleich sogar so verzweifelt wie jemand, den beim Schwimmen die Kraft verlassen hat und der untergeht, eben weil er das vermeintlich rettende Land vor Augen hat: Aber es ist nur ein Tellerrand! Dieses überraschende, sorgfältig geführte lyrische Tage-Buch des zurückgezogen lebenden Paul Heinrich knüpft mit seinen vielen hintersinnigen Motiven an das viel gelobte Debüt inne halten an. Schon dieser erste Gedichtband von Paul Heinrich bot eine sprachliche Klarheit, die nicht nur Kritiker begeisterte: inne halten war zwar vordergründig von Kummer und Kater am Mittag geprägt, doch das inne Halten verstörte. Es war eben keine harmonisierende Innerlichkeitslyrik, sondern eine ebenso feinnervige wie enervierende Abrechnung mit den angenehmen Lebenslügen in dem Rettungsboot, von dem aus wir mit Paddeln vor Lampedusa auf Leute einhauen lassen, die nicht mal Schwimmen können. Das Leben geht weiter wie gewohnt. Vielleicht kann inzwischen nur so einer wie Paul Heinrich, der sich aufs Land (oder an Land?) und ins Schreiben (statt aufs Schwimmen?) zurückgezogen hat, mit dem Abstand des vermeintlichen Außenseiters präzise hinsehen und beschreiben? Ihm entgeht nicht, dass es allzu Viele gelernt haben, zu schwimmen ohne Wellen zu machen.. 120 Seiten zu 14,80 Euro ISBN-13: 9-78-3-937550-14-5
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